Juckreiz an der Scheide – Ursachen, Hilfe und wann du zum Arzt solltest

Ein Jucken im Intimbereich ist unangenehm – körperlich wie emotional. Fast jede Frau erlebt es im Laufe ihres Lebens mindestens einmal. Meistens ist Juckreiz an der Scheide harmlos und gut behandelbar, doch er kann auch ein Zeichen für eine Infektion oder andere Störung sein. Wichtig ist: Du bist nicht allein, und du musst dich dafür weder schämen noch hilflos fühlen.

Hier erfährst du, was die häufigsten Ursachen für vaginalen Juckreiz sind, was du selbst tun kannst – und wann es sinnvoll ist, ärztlichen Rat einzuholen.


Was ist „normaler“ Juckreiz – und wann wird es auffällig?

Ein leichter Juckreiz kann gelegentlich auftreten, z. B. nach dem Rasieren, bei trockener Haut oder während hormoneller Schwankungen im Zyklus. Wenn das Jucken aber:

  • länger als ein paar Tage anhält,

  • sehr intensiv ist,

  • mit Ausfluss, Brennen, Rötung oder Schwellung einhergeht,

  • oder du Schmerzen beim Wasserlassen oder Sex hast,

dann solltest du die Ursache ärztlich abklären lassen.


Häufige Ursachen für Juckreiz im Intimbereich

Es gibt viele mögliche Auslöser für Scheidenjucken – einige davon sind harmlos, andere erfordern eine gezielte Behandlung. Hier die wichtigsten:

1. Pilzinfektion (Vaginalmykose)
Die häufigste Ursache für Juckreiz ist eine Infektion mit Hefepilzen, meist Candida albicans. Typische Symptome sind:

  • starker Juckreiz und Brennen,

  • weißlich-bröckeliger Ausfluss („Hüttenkäse-artig“),

  • Rötung und Schwellung der äußeren Schamlippen.

Diese Infektion ist nicht gefährlich, aber lästig – und gut behandelbar mit Antipilzmitteln aus der Apotheke.

2. Bakterielle Vaginose
Hierbei ist das Gleichgewicht der Scheidenflora gestört – „gute“ Milchsäurebakterien werden verdrängt. Es kommt zu:

  • unangenehm fischigem Geruch,

  • dünnflüssigem, grau-weißlichem Ausfluss,

  • manchmal Juckreiz oder Brennen.

Eine bakterielle Vaginose sollte ärztlich behandelt werden, meist mit speziellen Vaginalzäpfchen oder Antibiotika.

3. Reizung durch Pflegeprodukte oder Kleidung
Oft ist es gar keine Infektion, sondern eine Irritation durch:

  • parfümierte Intimwaschlotionen,

  • Slipeinlagen mit Duftstoffen,

  • enge oder synthetische Unterwäsche,

  • übertriebene Intimhygiene (z. B. Intimduschen).

Hier hilft meist ein Zurück zur sanften, natürlichen Pflege: milde Waschlotionen (am besten pH-neutral), Baumwollunterwäsche, keine parfümierten Produkte.

4. Hormonelle Veränderungen (z. B. in den Wechseljahren)
In den Wechseljahren, aber auch in der Stillzeit oder nach Absetzen der Pille kann es durch niedrige Östrogenspiegel zu trockener, empfindlicher Schleimhaut kommen. Die Folge: Juckreiz, Brennen, Spannungsgefühl.

Hier helfen oft hormonfreie Feuchtcremes für den Intimbereich oder – nach Rücksprache – lokale Östrogenpräparate.

5. Sexuell übertragbare Infektionen (STIs)
Auch einige Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Trichomonaden oder Herpes können sich durch Juckreiz äußern. Weitere Hinweise sind:

  • starker, oft gelblicher oder grünlicher Ausfluss,

  • Schmerzen beim Wasserlassen,

  • Bläschen, Geschwüre oder Rötungen.

Bei Verdacht solltest du dich unbedingt gynäkologisch untersuchen lassen – viele STIs verlaufen anfangs unauffällig, können aber unbehandelt Probleme verursachen.

6. Hauterkrankungen oder Allergien
Manchmal steckt eine Hauterkrankung wie Neurodermitis, Lichen sclerosus oder eine Kontaktallergie hinter dem Juckreiz. Diese gehen oft mit trockener, weißlich glänzender oder schuppiger Haut einher und benötigen spezielle dermatologische Behandlung.


Was du selbst tun kannst – Erste Hilfe bei Juckreiz

Je nach Ursache kannst du einiges selbst tun, um den Juckreiz zu lindern:

  • Luft an die Haut lassen: Baumwollunterwäsche tragen, nachts eventuell ohne Slip schlafen.

  • Milde Intimhygiene: Kein heißes Wasser, keine Seifen – lauwarmes Wasser oder spezielle pH-neutrale Intimwaschlotionen reichen völlig.

  • Kühlende Kompressen oder Kamillensitzbäder wirken beruhigend.

  • Probiotische Vaginalzäpfchen können helfen, die Scheidenflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen – besonders nach Antibiotika oder Infektionen.

  • Zuckerarme Ernährung (besonders bei Pilzinfektionen) kann die Heilung unterstützen.

Wichtig: Vermeide Selbstbehandlungen mit Hausmitteln wie Joghurt, Teebaumöl oder Essig – sie können die Schleimhaut weiter reizen.


Wann solltest du zum Arzt gehen?

Wenn der Juckreiz:

  • länger als 3–4 Tage besteht,

  • immer wiederkehrt (chronisch),

  • sehr stark ist oder dich im Alltag einschränkt,

  • mit Ausfluss, Schmerzen oder ungewöhnlichem Geruch verbunden ist,

dann solltest du nicht zögern, deine Gynäkologin oder deinen Gynäkologen aufzusuchen. Auch wenn du unsicher bist, ob es sich um eine Infektion handelt oder „nur“ eine Reizung – lieber einmal zu viel als zu wenig.


Fazit: Juckreiz an der Scheide ist unangenehm – aber fast immer behandelbar

Juckreiz im Intimbereich kann viele Ursachen haben – von einer harmlosen Reizung bis zur Infektion. Wichtig ist, genau hinzuschauen, sich nicht zu schämen und frühzeitig etwas dagegen zu tun. Mit der richtigen Pflege, etwas Geduld und im Zweifel ärztlicher Unterstützung lässt sich der Juckreiz meist gut in den Griff bekommen. Du musst damit nicht leben – und erst recht nicht allein.

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